Weihnachtsbaum in NYC

Ich liebe Weihnachtsbäume. Ich habe selbst keinen, weil ich auch nicht Weihnachten feiere, aber den Wald ins Haus zu holen, finde ich großartig. Allein der Duft, die Möglichkeit, sich beim Dekorieren auszutoben. Seit Jahren bewundere ich die dichten Exemplare in den USA. Genauso wie ich den Wiener Graben liebe, wenn er sich zumindest optisch und olfaktorisch in einen Wald verwandelt – man muss ja schon einsehen, dass die Bäume im Unterschied zu jenen in freier Natur, nicht mehr am Leben sind, am allerliebsten habe, halte ich mich auch in Manhattan im Dezember gern in der Nähe von Baumverkaufsplätzen auf.  Obwohl die Tannen duften wie die heimischen und die gleiche Farbe haben, sehen sie doch ganz anders aus. Sie sind dicht gewachsen, so dicht, dass man den Stamm gar nicht mehr sieht.

Heuer war es soweit: Ich habe einen Nadelbaumbauern nach der Sorte der Prachtexemplare gefragt. Die Antwort war ernüchternd: The Nordmann Spruce, also die gleiche Sorte wie die beliebtesten Bäume in Österreich.  Die große Erleuchtung brachte mir erst eine Unterhaltung mit einem niederösterreichischen Bauern, der unweit meines Zuhauses Bäume aus eigener Zucht verkauft. In unseren Breiten wächst die Tanne autonom himmelwärts, in den USA werden die Bäume ab dem ersten Lebensjahr „getrimmt“, soll heißen zu dichterem Wuchs beschnitten, wie wir es bei Eiben und Buchsbäume gewohnt sind. Das erklärt auch die Werbespots im amerikanischen Radio:“Get your perfectly trimmed tree in time.“

Während die Mitteleuropäer gern Baumschmuck hängend auf Ästen sehen, platzieren die Amis opulenten Schmuck außen auf dicht gewachsenen Tannen, die sie dann noch mit prächtigen Girlanden umranken. Mir gefällt beides. Meine Moral aus der Geschichte: Erkundigungen über Unklarheiten bei Fachfrauen und Fachmännern einzuholen macht Sinn.

Ich wünsche allen den denkbar schönsten Baum, sei es im Garten oder im Wohnzimmer. Schöne Festtage.