„Deck the halls with boughs of holly… Tis´the season to be jolly…“
Der Kalender zeigt die zweite Hälfte des Monats November, wir befinden uns somit in den Startlöchern der – wie es die Amerikaner so nett bezeichnen – „Festive Season“. Einer Zeit, in der jene Kulturen, die den nördlichen Polarkreis bewohnen und somit einige Monate mit ziemlich dunklen Tagen und noch viel dünkleren Nächten zurechtkommen müssen, Feste feiern, die das Licht bejubeln, um sich die Winterzeit und damit auch ihre Gemüter etwas zu erhellen.
Das oben zitierte Lied gilt heute als Weihnachtslied, ist doch Weihnachten zweifelsohne das meist gefeierte Lichtfest im Winter. Historisch geht es allerdings auf ein walisisches Volkslied zurück, das zum Julfest, einem skandivaschischen Winterfest, gesungen wurde. Viele schreiben die heute gebräuchliche Melodie Franz Schubert zu, der Liedtext ist zweifelsohne amerikanisch, da vertraue ich ganz den Quellen. Hollies, also Stechpalmen, die im Winter mit ihren wunderbar leuchtenden roten Beeren unsere im Nebelgrau versinkenden Gärten schmücken, gehören zu meinen Lieblingspflanzen. Entgegen der Ratschläge meines früheren Gärtners, der, voll der Esoterik verschrieben, von stechendem Pflanzenwerk im Herzen unseres Gartens abgeraten hat, zieren Hollies alle Bereiche meines Gartenparadieses am Wiener Stadtrand. Souverän habe ich mich über seine Negativszenarien unheilvoller Energetik hinweggesetzt, denn: Ich liebe Stechpalmen. Sie gehören zum Dezember wie Weihnachten, neblige Nächte, kuschelige Abende vor dem Kamin, strahlende Kinderaugen und hektische Einkäufer. Und mein Geburtstag, ich bin ein Kind des ersten Wintertages, was möglicherweise meine Liebe für Stille, Neutraltöne, Blaugrau und Winterpflanzen erklärt.
Chanukkah und das Wunder vom Öl, das nach der Tempelzerstörung durch die Babylonier und dem erfolgreichen Aufstand der Makkabäer (164 v. Zr.) unerwartet für acht Tage reichte, ist jenes Lichtfest, das wir Juden jedes Jahr im Monat Kislew (zumeist im Dezember) des jüdischen Kalenders feiern. Die Channukiah ist ein achtarmiger Leuchter, jeden Abend wird ein Licht mehr gezündet, am achten Abend brennen dann acht Kerzen oder Ölgläser, der Raum erstrahlt in warmem Glanz und die Emotionen, die mich dann ergreifen, angestachelt nicht zuletzt durch die Gesichter unserer Kinder, sind wohl gleichzusetzen mit denen, die ein prachtvoller Weihnachtsbaum erweckt.
Was den einen Stress und Shoppingwahn ist, bedeutet den anderen Freude und Tradition, was aber alle verbindet, ist das Bedürfnis nach Licht. Und diese uns fehlende Helligkeit im Winter verbindet verschiedenste Religionen in ihren Bräuchen, die Räume festlich zu erleuchten.
Die dunkelste Jahreszeit ist zugleich der Zenit der Dekorationen. Auslagen, Eigenheime, Bürohäuser, Ordinationen und ganze Straßenzüge werden geschmückt und beleuchtet, die Bandbreite erstreckt sich vom schlimmsten Kitsch bis zur größten Gestaltungskunst.
Und damit bin ich schon beim Kern meines heutigen Blogs: Was liegt Weihnachten 2016 im Trend?
Ich will dafür einen Ausblick in das kommende Neue Jahr werfen:
2017 sehe ich monochrom. Wir beschränken uns jeweils auf eine Farbfamilie, im Idealfall im Neutraltonbereich, dezent also. Im Einrichtungsbereich finden in Abschnitten von etwa zehn Jahren große Verschiebungen statt. Die letzten Jahre waren fröhlich, mutig, stark gemustert. Die Mustermania, vom Dschungelfieber bis zu Dolce und Gabbanas oder Miucca Pradas Kitschrosen in Rot und Pink, bleibt noch einige Zeit. Parallel dazu sehe ich aber monochrome Zeiten anbrechen. Muster ja, wir gehen nicht auf glatt und einfärbig der 1990er zurück, wir lassen aber den Farbmut ein wenig hinter uns. Wir verlieren uns weiterhin in Mustern, diese sind aber eintönig gestaltet.
Wie sieht das dann aus, monochrom, neutralfarbig und zeitgenössisch?
MORRIS PURE, eine ganz neue Tapeten und Stoffkollektion des Hauses Morris, taucht die unvergleichlichen und geliebten Muster von William Morris und sein unerreichtes Genie in eine zeitgemäße Farbpalette von Taupe, Beige und Weiß Tönen.
Was dabei herauskommt ist subtile Eleganz, weit mehr als „klassischer Hotelstil“ in Greigetönen, aber auch weit weniger als die Farbexplosion, mit der Tricia Guild den Erfolg von Designers Guild ebnete.
Bestickte Leinen und Baumwollgewebe, bedruckte Voile Vorhangstoffe sowie Ausbrennermaterialen dominieren die Stoffkollektion, die Farbpalette ist völlig reduziert auf Naturtöne und tritt daher in eleganter und chicer Weise hinter Haptik und Kunststickerei zurück. So lässt sich modern, dezent aber doch sehr raffiniert gestalten.
Morris ist mit dieser Kollektion ein It-Teil der Interior Design Kunst gelungen, ich sehe diesem Beispiel noch viele folgen, bin schon sehr gespannt, was auf den Messen Anfang des kommenden Jahres ähnliches präsentiert werden wird. Ich rechne mit einer großen Auswahl an neuen Stoffen und Tapeten dieses Stiles.
Was für mich an diesem Aufflammen der Neutralfarbschemata das Besondere und Neue ist, findet sich einerseits im Einbezug künstlerischer Muster in ein sehr modernes Szenario, andererseits aber, und da sehe ich das Innovativste, die Farbe Reinweiß als Akzent und Komplementär. Viele meiner Kundinnen und Kunden lieben die Nichtfarbe Weiß, nicht zuletzt, weil sie die Farbe zur Befreiung aus altbackenen Tapeten und Vorhängen zu Anfang der 1990er bedeutete. Weiß war das Steckenpferd, das wir uns gesattelt haben, um die überladenen, schweren Räume unserer Kindheit hinter uns zu lassen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Die neuen Gefilde waren geprägt von weiß gestrichenen Wänden und das Weglassen von Fensterdekorationen aus Stoff, das Wort Schabracke löst noch heute bei vielen schaurige Gefühle aus.
Dieser damals neue „Weiß mit nichts“ Stil hat zwar Räume mit unglaublich schlechter Akustik hervorgebracht, aber doch viele von uns geprägt. Wir mögen es hell, freundlich und schlicht.
Mit diesem neuen Trend haben wir aber nun eine wunderbare Auswahl an raffinierten Weißtönen, Mustern und Geweben, die unsere Sehnsucht nach reduziertem Wohnen zwar stillt, aber doch weit mehr bietet als blütenweiße Dispersion und einfädig verwebte Stoffe. Der Jugendtraum „mostly sophisticated“, also wie soll ich es übersetzen, als vollendetes Meisterwerk.
Und weil ich hin und weg bin von diesem Trend, möchte ich meine heurige Winterdekoration monochrom halten. Nicht dass rot-gold-grün geschmückte Weihnachtsbäume nicht superschön und traditionell sind, aber wie wäre es einmal mit weißen und durchsichtigen Glaskugeln auf dunklem Tannengrün? Akzente in Gold und Silber, um es glitzern zu lassen?
Wem Weiß, Silber und Grau zu kalt sind, empfehle ich zartes Dekomaterial in angesagten Roségoldtönen. Rot- und Roségold sorgen für den warmen Akzent, der das winterlich monochrome Schema hebt. Das gilt übrigens genauso für Accessoires im Wohnbereich.
So können wir mit der Weihnachts-, Chanukkah-, Lichtfest der Lucia oder einfach Winterdeko schon mal ausprobieren, was vielleicht einen neuen Look für Heim oder Geschäftslokal bringen könnte.
In diesem Sinn: Have yourself a merry little Christmas!